Wirtschaftsbericht

Wirtschaftliche Rahmenbedingungen

Gesamtwirtschaftliche Rahmenbedingungen
Die globale Wirtschaft wurde im Jahr 2022 insgesamt vor erhebliche Herausforderungen gestellt, die zu einer allgemeinen Eintrübung der Märkte führten. Nach einem weltweiten Wachstum von 6,2 % im Vorjahr, das durch eine außerordentlich hohe Nachfrage geprägt war, schätzt der internationale Währungsfonds (IWF) aktuell den Anstieg der globalen Wirtschaftsleistung für das Jahr 2022 auf nur noch 3,4 %. Das prägendste Ereignis 2022 war sicherlich der Beginn des Krieges Russlands gegen die Ukraine im Februar des Jahres. Neben der humanitären Katastrophe, die dieses Ereignis auslöste, waren auch die wirtschaftlichen Auswirkungen weltweit spürbar. Es kam zu einem weiteren Anstieg der Rohstoffpreise, die sich schon zu Beginn des Krieges auf einem sehr hohen Niveau befanden. Parallel stiegen die Energiepreise signifikant an und führten speziell in Europa zu einer Beeinträchtigung der makroökonomischen Entwicklung. Für Erdgas bestand im europäischen Raum die Gefahr einer Mangellage durch ausgesetzte oder stark reduzierte Liefermengen aus Russland. Weltweit stieg die Inflation auf ein seit Jahrzehnten nicht mehr verzeichnetes Niveau. Zusätzlich belastete die Coronavirus-Pandemie die wirtschaftliche Entwicklung auch im Jahr 2022: Während in vielen Ländern keine wesentlichen Einschränkungen der Wirtschaftstätigkeit infolge der Coronavirus-Pandemie mehr als notwendig angesehen wurden, führte die strikte Null-Covid-Politik, an der die chinesische Regierung über den Großteil des Jahres festhielt, zu anhaltenden Störungen von Lieferketten und zu einem Rückgang des chinesischen Wirtschaftswachstums, was Einfluss auf die globale Wirtschaftsleistung hatte.

Der Euroraum erzielte im Jahr 2022 nach Schätzungen des IWF ein Wachstum von 3,5 %. Der wirtschaftliche Aufschwung des Vorjahres (5,3 %) wurde insgesamt seit Anfang 2022 durch die enormen politischen und ökonomischen Herausforderungen abgeschwächt. Dies betraf alle wesentlichen Märkte, wenn auch in unterschiedlicher Intensität, wobei sich hier unter anderem das Maß der Abhängigkeit von russischen Erdgaslieferungen als Einflussfaktor für das Ausmaß der wirtschaftlichen Eintrübung zeigte. In Deutschland betrug der Zuwachs der Wirtschaftsleistung nach Einschätzung des IWF 1,9 % (Vorjahr: 2,6 %). In anderen Märkten des Euro-Raums verblieb das Wachstum auf einem etwas höheren Niveau, so z.B. in Italien mit 3,9 % oder Spanien mit 5,2 %.

Die Konjunktur in den Ländern Amerikas entwickelte sich nach aktuellen Schätzungen des IWF 2022 insgesamt leicht positiv, allerdings auch hier bedingt durch die hohe Inflation auf vergleichbar niedrigem Niveau. Die USA erreichte nach Schätzung des IWF einen Zuwachs der Bruttowertschöpfung von 2,0 %, für Kanada wurde ein Wachstum von 3,5 % erwartet. In den lateinamerikanischen Ländern lag das Wachstum insgesamt bei 3,9 % und schwächte sich damit insgesamt im Vergleich zum Vorjahr ab. Brasilien erreichte laut Einschätzung des IWF ein Wachstum von 3,1 % und zeigte damit die gleiche Tendenz.

Auch in Asien konnte für das Jahr 2022 laut IWF insgesamt eine Steigerung des Bruttoinlandsprodukts erreicht werden, jedoch auch hier mit unterschiedlicher Intensität. China, das im Vorjahr ein Wachstum von 8,4 % erreichte, konnte das Jahr 2022 nur mit einer Wachstumsrate von 3,0 % abschließen. Indien, das im Vorjahr um 8,7 % wuchs, behielt die Dynamik größtenteils bei und erreichte laut Schätzung des IWF einen Zuwachs der Bruttowertschöpfung von 6,8 %. Auch die Länder der ASEAN-5-Gruppe erreichten mit insgesamt 5,2 % eine solide Zuwachsrate, nachdem der Anstieg im Vorjahr 3,8 % betrug. Japan lag mit einem Wachstum von nur 1,4 % sogar unter dem niedrigen Vorjahresniveau.

Branchenspezifische Rahmenbedingungen
Die Branchenvereinigung American Chemistry Council (ACC) schätzt den Zuwachs der globalen Chemieproduktion im abgeschlossenen Geschäftsjahr auf 2,0 % (Vorjahr: 5,2 %). Damit lag die Entwicklung der chemischen Industrie leicht unter dem gesamtwirtschaftlichen Wachstum des Jahres 2022, was unter anderem mit der hohen Abhängigkeit der chemischen Produktion von fossilen Energieträgern begründet werden kann. Diesbezüglich gab es große regionale Unterschiede. Während Amerika auf eigene Ressourcen zurückgreifen konnte, machte sich in Europa und speziell in Deutschland die starke Abhängigkeit von russischem Erdgas bemerkbar.

Der in Europa größte Chemieproduzent Deutschland verzeichnete nach Einschätzung des Verbands der Chemischen Industrie (VCI) für die gesamte Branche einen Rückgang von -6,0 %. Ohne den Anteil der Pharmabranche rechnet der VCI für das abgelaufene Geschäftsjahr sogar mit einem Rückgang von - 10,5 %. In anderen Ländern des EuroRaums, wie Italien (VCI: -3,3 %) und Frankreich (VCI: -2,9 %), wurden ebenfalls Rückgänge, wenn auch nicht im gleichen Ausmaß, verzeichnet. Im Vereinigten Königreich zeigte die chemische Industrie ebenfalls rückläufige Zahlen (VCI: -4,1 %). Insgesamt zeigte die Branche laut ACC in Westeuropa mit -3,2 % eine Entwicklung weit unter dem globalen Durchschnitt. In Osteuropa (inklusive Russland) stellte sich die Situation, aufgrund der wirtschaftlichen Auswirkungen des Krieges gegen die Ukraine, mit -7,3 % insgesamt noch weit schlechter dar.

In den USA stieg die Chemieproduktion laut ACC insgesamt um 3,9 %. Die überdurchschnittlich gute Entwicklung der US-amerikanischen Chemieindustrie, auch im Vergleich zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, war zum einen durch eine hohe Nachfrage begründet. Zum anderen führte die größere Unabhängigkeit im Energiesektor – speziell beim Erdgas – zu geringeren Unsicherheiten als im europäischen Raum. In Lateinamerika entwickelte sich die Branche mit einem Zuwachs von insgesamt 2,6 % etwas schwächer als im Norden des Kontinents.

Die Chemiebranche im Raum Asien-Pazifik verzeichnete laut ACC im Geschäftsjahr 2022 einen Zuwachs von 2,7 %. Gegenläufig zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung übertraf China als größter Produzent der Branche mit einem Wachstum von 6,0 % (VCI) die durchschnittliche Entwicklung der Region. Indien erzielte mit 4,6 % (VCI) ein solides Wachstum. Rückläufig war hingegen die Entwicklung der chemischen Industrie in Japan mit - 2,9 % (VCI) und Südkorea mit -6,8 % (VCI).

Nach einem nachfragebedingten starken Anstieg des Ölpreises im Jahr 2021 wurde für das Jahr 2022 grundsätzlich eine Stabilisierung der Märkte auf hohem Niveau erwartet. Der Krieg Russlands gegen die Ukraine veränderte die Situation auf den Energiemärkten jedoch grundlegend und der Preis für ein Barrel Öl der Sorte Brent stieg während der ersten Monate des Krieges auf ein Hoch von 123 US-Dollar (Juni 2022), um dann bis zum Jahresende sukzessive auf 81 US-Dollar zurückzufallen. Im Jahresdurchschnitt lag der Preis mit 101 US-Dollar somit deutlich über dem Niveau des Vorjahres (71 US-Dollar).

Darstellung für die Geschäftsentwicklung wesentlicher Ereignisse
Nicht-operative Effekte beeinflussten 2022 bei ALTANA sowohl die Ertrags- und Finanzlage als auch die Vermögenslage.

Nicht-operative Effekte aus Akquisitionen ergaben sich im Geschäftsjahr 2022 ausschließlich aus bereits im Vorjahr abgeschlossenen Transaktionen der Geschäftsbereiche ECKART (Erwerb des Geschäfts der TLS Technik GmbH & Co. Spezialpulver KG in Bitterfeld im Februar 2021) und ACTEGA (Erwerb des Verschlussmaterialiengeschäfts der Firma Henkel im Mai 2021).

Die Entwicklung der für ALTANA wesentlichen Wechselkursrelationen zur Konzernwährung Euro wirkte sich 2022 positiv auf Umsatz und Ergebnis aus. Den größten Effekt hatte im Jahr 2022 die Veränderung des Wechselkurses des Euro zum US-Dollar. Dieser lag mit durchschnittlich 1,05 US-Dollar/ Euro unter dem Vorjahreswert (1,18 US-Dollar/ Euro). Weitere wesentliche positive Effekte aus veränderten Wechselkursrelationen folgten aus der Relation des chinesischen Renminbis zum Euro, die mit 7,08 CNY /Euro ebenfalls unter der des Vorjahres lag (7,63 CNY / Euro) und der Relation des brasilianischen Reals, der mit 5,44 BRL /Euro deutlich unter dem Vorjahreswert notierte (6,38 BRL / Euro). Der durchschnittliche Wechselkurs des Euro zum japanischen Yen stieg hingegen im Jahr 2022 von 129,88 JPY /Euro auf 138,03 JPY /Euro und führte zu entsprechend negativen Effekten. Zudem wirkten sich Differenzen bei den Kursen zum Bilanzstichtag im Saldo zum Vorjahr erhöhend auf Bilanzpositionen aus.

Geschäftsverlauf

Umsatzentwicklung Konzern
Der Konzernumsatz überschritt im Jahr 2022 trotz eines sehr volatilen und herausfordernden Umfelds erstmals die Schwelle von 3 Milliarden Euro und erreichte insgesamt 3.021,0 Mio. €. Er stieg damit um 13% bzw. 354,5  € gegenüber dem Vorjahr (2.666,5 Mio. €) an. Nicht-operative Effekte beeinflussten die Umsatzentwicklung insgesamt positiv. Aus den vorgenannten Wechselkursveränderungen resultierte ein deutlicher Umsatzzuwachs von 138,6 Mio. € bzw. 5 %. Durch Akquisitionen erhöhte sich der Umsatz um insgesamt 10,4 Mio. €, im Wesentlichen aufgrund des bereits 2021 getätigten Erwerbs des Geschäfts mit Verschlussmaterialien der Firma Henkel für den Geschäftsbereich ACTEGA (9,8 Mio. €), aber auch infolge der ebenfalls im Jahr 2021 für den Geschäftsbereich ECKART erworbenen Geschäftsaktivitäten der TLS Technik GmbH & Co. Spezialpulver KG in Bitterfeld. Bereinigt um Wechselkurs- und Akquisitionseffekte lag der Umsatz 8 % über dem Vorjahreswert.

Der Beginn des Krieges Russlands gegen die Ukraine im Februar 2022 beschleunigte im Verlauf des Jahres den Rückgang der Nachfrage unserer Kunden und führte infolgedessen zu spürbaren Volumenverlusten. Unsere Entscheidung, ab März 2022 bis auf Weiteres keines unserer Produkte mehr nach Russland oder Belarus zu liefern, auch nicht in Fällen, bei denen es unter den beschlossenen Sanktionen zulässig gewesen wäre, führte zu zusätzlichen Einbußen. Als weiterer Einflussfaktor, speziell für die regionale Entwicklung unseres Umsatzes, erwies sich die nachlassende Nachfrage in China, die deutlich spürbare Auswirkungen auf die lokale Absatz- und Umsatzentwicklung hatte. Insgesamt übertraf ALTANA trotz des rückläufigen Volumens, begünstigt durch umfangreiche Preisanpassungen infolge starker Preiserhöhungen für Rohstoffe, Energie und Logistikleistungen, das für 2022 prognostizierte Umsatzwachstum. Wir hatten zu Beginn des Jahres mit einem Zuwachs im mittleren einstelligen Prozentbereich gerechnet.

Infolge der veränderten Rahmenbedingungen kam es zu Verschiebungen in der regionalen Absatz- und Umsatzstruktur. Mit einem Anteil von 36 % am gesamten Konzernumsatz (Vorjahr: 39 %) stellte die Region Europa zwar weiterhin den bedeutendsten Absatzraum für ALTANA dar, wurde aber am stärksten von den wirtschaftlichen Auswirkungen des Krieges gegen die Ukraine getroffen. Der Ausfall des russischen und belarussischen Markts führte zu einem Umsatzverlust von ca. 38 Mio. €. Das vergleichsweise geringe europäische Wachstum von 5%, bereinigt um Akquisitionen und Wechselkurseffekte von 4 %, spiegelt die generelle Eintrübung der Märkte wider.

Der Umsatz in der Region Amerika lag 2022 31 % über dem Vorjahreswert. Bereinigt um deutlich positive Wechselkurseffekte betrug das operative Wachstum 18 %. Der Umsatz in den USA stieg operativ um 19 %. Der Anteil am Gesamtumsatz des Konzerns erhöhte sich im Jahr 2022 auf 20 % (Vorjahr: 17 %), womit die USA sich wieder zum umsatzstärksten Markt der Gruppe entwickelten. Auch in fast allen anderen Ländern der Region Amerika lagen die Wachstumsraten im zweistelligen Bereich. Mexiko erzielte einen operativen Zuwachs von 17 %, gefolgt von Brasilien und Kanada. Der Anteil Amerikas am Konzernumsatz stieg bedingt durch die insgesamt positive Entwicklung im Jahr 2022 auf 30 % (Vorjahr: 26 %).

Die Region Asien verzeichnete im zurückliegenden Geschäftsjahr einen leichten Rückgang des Anteils am Gesamtkonzernumsatz von 34 % auf 33 %. Der nominale Umsatzzuwachs der Region betrug im vergangenen Jahr 9 %, der operative Zuwachs, bereinigt im Wesentlichen um positive Wechselkurseffekte, betrug 4 %. Der Treiber des Wachstums in dieser Region war im Jahr 2022 Indien, das mit einer sehr dynamischen Umsatzentwicklung und einem operativen Zuwachs von 27 % insgesamt die höchste Wachstumsrate des Konzerns erreichte. Auch die Länder des mittleren Ostens und die Region Südostasien verzeichneten deutlich zweistellige operative Umsatzzuwächse. Die nachlassende Nachfrage in China, dem umsatzstärksten Einzelmarkt der Region, führte zu einem operativen Umsatzrückgang von 2%. Der Anteil dieses Markts am Gesamtumsatz des Konzerns ging von 19 % auf 18 % zurück.


Umsatzentwicklung BYK
Die Umsatzerlöse des Geschäftsbereichs BYK stiegen im Geschäftsjahr 2022 um 12 % bzw. 143,4 Mio. € auf 1.370,7 Mio. € (Vorjahr: 1.227,2 Mio. €). Darin enthalten waren positive Wechselkurseffekte in Höhe von 60,4 Mio. €. Bereinigt um diesen Effekt lag der Umsatz operativ 7 % über dem Vorjahr.

Die zuvor beschriebenen äußeren Einflussfaktoren des Jahres 2022 spiegelten sich in der Umsatzentwicklung des Geschäftsbereichs wider. Die Eintrübung der Märkte führte insbesondere im zweiten Halbjahr zu deutlichen Volumeneinbußen. Begünstigt durch umfangreiche Preisanpassungen infolge starker Preiserhöhungen für Rohstoffe, Energie und Logistikleistungen und eine in den ersten Monaten des Jahres gute Auftragslage konnte jedoch im gesamten Berichtszeitraum ein befriedigendes Umsatzwachstum erreicht werden. Während sich das Wachstum im Bereich der Farb- und Plastikadditive etwas verlangsamte, erzielten die anderen Produktlinien teilweise deutliche zweistellige Zuwachsraten.

Die regionale Umsatzentwicklung war im Jahr 2022 weniger einheitlich als im Vorjahr und wurde in Europa im Wesentlichen durch den Krieg gegen die Ukraine und in China durch eine verhaltene Nachfrage beeinflusst. Die Region Amerika löste Europa als umsatzstärkste Region ab und zeigte, auch nach Bereinigung der positiven Wechselkurseffekte, ein deutlich zweistelliges Wachstum. Führend war hier der insgesamt umsatzstärkste Markt USA, gefolgt von Brasilien, Mexiko, Kanada und den Ländern Lateinamerikas. Die Region Asien entwickelte sich weiterhin positiv, wobei das kursbereinigte Wachstum nur im unteren einstelligen Bereich lag. Der in den letzten Jahren in der Umsatzdynamik immer führende Absatzmarkt China verlor wechselkursbereinigt Umsatz im mittleren einstelligen Prozentbereich. Aufgefangen wurde dies durch eine überaus positive Umsatzentwicklung in Indien, aber auch in weiteren Ländern Südostasiens und des mittleren Ostens. Die Region Europa fiel im Jahr 2022 leicht hinter die Regionen Amerika und Asien zurück und verblieb nominal und kursbereinigt in etwa auf Vorjahresniveau. Hier wirkten sich zum einen die wirtschaftlichen Folgen des Krieges gegen die Ukraine aus. Zum anderen führte die Energiepreisentwicklung in Europa zu einer generell eingetrübten makroökonomischen Entwicklung. Die Länder der Europäischen Union erzielten mit Deutschland als umsatzstärkstem Land insgesamt ein operatives Wachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich. Die stärksten Wachstumsraten wurden in der Türkei und Polen erreicht.

Umsatzentwicklung ECKART

Der Geschäftsbereich ECKART erwirtschaftete 2022 Umsätze von 396,8 Mio. € (Vorjahr: 382,8 Mio. €). Der Anstieg von 4 % gegenüber dem Vorjahr war positiv durch Wechselkurseffekte und zusätzlich durch die im Februar 2021 erfolgte Akquisition der Geschäftsaktivitäten der TLS Technik GmbH & Co. Spezialpulver KG in Bitterfeld beeinflusst. Bereinigt um diese Effekte lag der Umsatz operativ auf Vorjahresniveau. Auch im Geschäftsbereich ECKART wirkten sich die zuvor beschriebenen äußeren Einflussfaktoren auf die Umsatzdynamik aus. Der Nachfragerückgang konnte insgesamt durch Preisanpassungen zum Ausgleich der Kostensteigerungen im Rohstoff-, Logistik- und Energiesektor ausgeglichen werden.

Die Umsatzentwicklung des Jahres 2022 war auf regionaler Ebene uneinheitlich. Der Krieg gegen die Ukraine und die damit einhergehende Energiepreisentwicklung in der Region Europa führte im Geschäftsbereich ECKART zu einem operativen Rückgang des Umsatzes in fast allen Ländern. Die Region Asien erzielte in einigen Märkten wie z.B. Indien erhebliche operative Zuwächse. Da China als umsatzstärkster Markt der Region jedoch einen deutlichen operativen Rückgang des Umsatzes verzeichnete, konnte das Wachstum der gesamten Region nur auf einem niedrigen einstelligen Niveau gehalten werden. Die Region mit der größten Umsatzdynamik war Amerika. Im umsatzstärksten Markt USA konnte wechselkursbereinigt ein zweistelliger Zuwachs erzielt werden und auch Kanada und Brasilien zeigten starke zweistellige Wachstumsraten. Einzig in Mexiko ging der Umsatz wechselkursbereinigt zurück. Die Region wies insgesamt ein Wachstum im unteren zweistelligen Prozentbereich auf.

Umsatzentwicklung ELANTAS
Im Geschäftsbereich ELANTAS erhöhte sich der Umsatz im Jahr 2022 um 18 % bzw. 104, Mio. € auf 698,2 Mio. € (Vorjahr: 593,6 Mio. €). Das operative Umsatzwachstum, bereinigt um positive Währungseinflüsse, lag bei 11 %. Dieses erfreuliche Umsatzwachstum erreichte ELANTAS trotz der Belastungen durch den konjunkturbedingten Nachfragerückgang, indem inflationsbedingte Preisanpassungen über alle Produktlinien hinweg vorgenommen wurden.

Der Blick auf die Regionen zeigt auch in diesem Geschäftsbereich eine Abweichung gegenüber dem Vorjahr und die Folgen der von außen einwirkenden Einflussfaktoren. Der umsatzstärkste Einzelmarkt China verlor auch hier im Jahr 2022 deutlich an Dynamik und zeigte wechselkursbereinigt einen leichten Umsatzrückgang. Insgesamt erreichte die Region Asien jedoch ein leichtes Umsatzwachstum, vornehmlich durch das starke Wachstum im zweitgrößten Markt Indien. Die Region Europa verlor zwar auch in diesem Geschäftsbereich durch die Sanktionen aufgrund des Krieges gegen die Ukraine Umsatz, konnte aber trotzdem über fast alle Länder ein zweistelliges wechselkursbereinigtes Wachstum erzielen. Die Region Amerika war, das operative Umsatzwachstum betreffend, auch im Geschäftsbereich ELANTAS führend. Über alle Länder konnten signifikante Umsatzsteigerungen erreicht werden. Kanada erzielte einen Umsatzzuwachs im mittleren zweistelligen Prozentbereich und auch die USA als umsatzstärkster Markt, gefolgt von Mexiko, zeigten hohe Wachstumsraten.

Umsatzentwicklung ACTEGA
Mit einem Umsatz von 555,3 Mio. € (Vorjahr: 462,9 Mio. €) erzielte der Geschäftsbereich ACTEGA einen Zuwachs von 20 % gegenüber dem Jahr 2021. Bereinigt um positive Währungs- und Akquisitionseffekte in Höhe von 9,8 Mio. € durch den bereits im Jahr 2021 getätigten Erwerb des Geschäfts mit Verschlussmaterialien der Firma Henkel erreichte der Geschäftsbereich ein operatives Wachstum von 13 %. Dazu trugen im Wesentlichen Preisanpassungen über alle Produktlinien bei. Die operative Volumenentwicklung war leicht negativ.

Die Umsatzentwicklung des Geschäftsbereichs war 2022 über alle Regionen hinweg positiv. In der umsatzstärksten Region Europa lag das operative Wachstum trotz der wirtschaftlichen Auswirkungen des Krieges gegen die Ukraine im zweistelligen Bereich. Der Euroraum zeigte mit 15 % operativem Wachstum eine sehr gute Dynamik. Auch Deutschland als größter Einzelmarkt entwickelte sich mit einer zweistelligen Wachstumsrate erfreulich gut. Die Region Asien verzeichnete den prozentual stärksten Umsatzzuwachs. Abweichend von der Entwicklung in den anderen Geschäftsbereichen erzielte ACTEGA in China ein zweistelliges operatives Wachstum. Den höchsten prozentualen Anstieg in der operativen Umsatzentwicklung erreichte auch hier Indien. In der Region Amerika wies Mexiko, gefolgt von Brasilien, operativ den stärksten prozentualen Umsatzzuwachs auf. In den USA, dem größten Einzelmarkt, wurde jedoch nur ein moderates operatives Wachstum im unteren einstelligen Bereich erzielt. Insgesamt erhöhte sich der Umsatz in der Region, getragen durch ein starkes Umsatzplus in Brasilien, im zweistelligen Bereich, blieb aber leicht hinter den anderen Regionen zurück.

Ertragslage

Die generelle Eintrübung der Nachfrage schlug sich auch in der Ertragslage von ALTANA nieder. Umfassende Preisanpassungen, insbesondere zum Ausgleich der deutlich gestiegenen Material-, Energie- und Logistikkosten, trugen jedoch dazu bei, dass das absolute Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) nur um 6 % bzw. 29,5 Mio. € auf 452,2  € sank (Vorjahr: 481,7 Mio. €). Bereinigt um Akquisitions- und Wechselkurseffekte betrug der operative Rückgang 10 %. Die EBITDA-Marge lag mit 15,0 % unter dem Vorjahreswert von 18,1 % und unterhalb unseres strategischen Zielkorridors von 18 % bis 20 %. Die Abweichung war im Wesentlichen inflationsbedingt.

Die durch die externen Einflüsse gedämpfte Auftragslage und die inflationsbedingte Entwicklung von Kosten und Umsatz führten zu einem absoluten EBITDA und einer EBITDA-Marge unterhalb der zu Jahresbeginn prognostizierten Werte für 2022.

Die für ALTANA wichtigste Kostengröße, der Block der variablen Rohstoff- und Verpackungskosten, belastete die Ergebnisentwicklung durchgehend. Die Materialeinsatzquote, das Verhältnis dieser Kosten zum Umsatz, lag bereits im ersten Quartal bei einem Wert von 48,1 % und stieg im Laufe des Jahres mit den weiter anziehenden Rohstoffpreisen kontinuierlich an, um im vierten Quartal 49,6 % zu erreichen. Im Gesamtjahr 2022 lag die Materialeinsatzquote bei 48,9 % und damit deutlich über dem Vorjahreswert von 45,4 % und weit höher als von uns prognostiziert. Zum Jahresbeginn hatten wir noch eine Seitwärtsentwicklung der Rohstoffpreise für 2022 erwartet. Der Anstieg der Materialkosten und die daraus resultierende Belastung der Ertragslage betraf alle vier Geschäftsbereiche.

Die Kostenentwicklung im Jahr 2022 war im Wesentlichen geprägt durch inflationsbedingte Preisentwicklungen im Bereich von Energie, Logistik und anderen Dienstleistungen. Zusätzlich stiegen nach dem Wegfall vieler durch die Coronavirus-Pandemie bedingten Beschränkungen Kostenpositionen im Bereich der Reisetätigkeiten wieder auf ein höheres Niveau. Die Abschreibungen erhöhten sich gegenüber dem Vorjahr um 4 %. Bei den Personalkosten wirkten sich ein weiterer Aufbau von Stellen im Wesentlichen in der Produktion und die jährlichen Tarifsteigerungen aus. Die Quote der gesamten Personalkosten im Verhältnis zum Umsatz sank aufgrund des gestiegenen Umsatzes auf 19,7 % (Vorjahr: 20,9 %).

Innerhalb der Produktionskosten lagen insbesondere die Personalkosten bedingt durch den Personalaufbau zur Kapazitätssicherung und die Tarifanpassungen über dem Vorjahresniveau. Den zweitgrößten Effekt hatten die signifikant gestiegenen Energiekosten, gefolgt von höheren Kosten für Wartungen und Reparaturen.

Bei den Vertriebskosten ist als wesentlicher Treiber für das Jahr 2022 der Preisanstieg der Frachtkosten zu benennen, der in etwa die Hälfte des Kostenanstiegs verursachte. Den zweitgrößten Effekt hatte hier der Anstieg der Personalkosten, im Wesentlichen bedingt durch Tariferhöhungen und Personalaufbau zur Sicherung der Geschäftstätigkeit. Im Bereich der Vertriebskosten führte zudem der Wegfall von Reisebeschränkungen zu einem Anstieg der entsprechenden Kostenpositionen.

Im Jahr 2022 erhöhte ALTANA erneut die Aufwendungen für Forschung- und Entwicklung. Grund für den Anstieg waren auch hier die Personalkosten sowie eine Zunahme der Reisekosten. Das Verhältnis der Forschungs- und Entwicklungskosten zum Gesamtumsatz verringerte sich aufgrund des hohen Umsatzwachstums im Jahr 2022 geringfügig von 6,7 % auf 6,4 % und liegt damit leicht unter unserer Zielgröße von rund 7 %.

Auch die Verwaltungskosten erhöhten sich im Vergleich zum Vorjahr. Hauptgrund waren auch hier Personalkostensteigerungen, Steigerungen im Bereich der IT-Beratungskosten und ein Anstieg der Reisekosten. Die Verwaltungskostenquote im Verhältnis zum Umsatz verblieb jedoch auf dem Vorjahresniveau von 4,4 %.

Der positive Saldo der Sonstigen betrieblichen Erträge und Aufwendungen lag im Jahr 2022 mit insgesamt 8,5 Mio. € leicht unter dem Wert des Vorjahres (10,4 Mio. €). Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) erreichte 287,5 Mio. € und lag damit operativ 14,5 % unter dem Vorjahreswert (322,8 Mio. €).
Das Finanzergebnis lag mit 7,0 Mio. € über dem Ergebnis des Vorjahres von - 2,0  €. Das positive Ergebnis basierte im Wesentlichen auf dem Ertrag aus der Veräußerung der Anteile an dem bisher at equity bilanzierten Unternehmen dp polar GmbH, Eggenstein-Leopoldshafen, im Oktober 2022. Das Ergebnis aus at equity bilanzierten Unternehmen veränderte sich von - 45,8 Mio. € im Vorjahr auf 10,9 Mio. € im Geschäftsjahr 2022. Der Grund für diese Entwicklung ist auf Bewertungseffekte im Zusammenhang mit der Beteiligung an der Landa Corporation Ltd. zurückzuführen. Infolge mehrerer Kapitalerhöhungen verringerte sich der Anteil von ALTANA an der Gesellschaft bei gleichzeitig deutlicher Erhöhung des anteiligen Eigenkapitals.

Das Ergebnis vor Steuern (EBT) stieg auf 305,5 Mio. € an (Vorjahr: 275,0 Mio. €), das Ergebnis nach Steuern (EAT) auf 232,4 Mio. € (Vorjahr: 195,2 Mio. €). Der bereinigte Ertragsteuersatz lag leicht unter dem Wert des Vorjahres.

Vermögens- und Finanzlage

Investitionen

ALTANA investierte im zurückliegenden Geschäftsjahr insgesamt 103,5 Mio. € in Immaterielle Vermögenswerte und Sachanlagen und lag damit unter dem Wert des Vorjahres (149,3 Mio. €). Im Jahr 2021 entfielen 46,3 Mio. € auf den Erwerb von immateriellen Vermögenswerten und Sachanlagen im Zusammenhang mit dem Erwerb von Geschäftsaktivitäten im Geschäftsbereich ACTEGA. Die um diesen Erwerb bereinigte Investitionssumme betrug 103,0 Mio. €. Die Investitionsquote, also das Verhältnis der Investitionen zum Umsatz, lag aufgrund des inflationsbedingten Umsatzwachstums mit 3,4 % unterhalb unseres langfristigen Zielkorridors von 5 % bis 6 %.

Von den Investitionen in Höhe von 103,5 Mio. € entfielen 95,0 Mio. € auf Sachanlagen (Vorjahr: 93,5 Mio. €). Seit mehreren Jahren werden Großprojekte zum strategischen Ausbau von globalen Produktions- und Laborkapazitäten durchgeführt. Die Investitionen in Immaterielle Vermögenswerte erreichten im abgeschlossenen Geschäftsjahr 8,5 Mio. €, nach 9,5 Mio. € im Jahr 2021. Der Schwerpunkt der Investitionen lag hier im weiteren Ausbau der Digitalisierung und der ERP-Systeme.

In der regionalen Verteilung der Investitionen gab es im Vergleich zum Vorjahr projektbedingt eine Verschiebung zugunsten Amerikas. Während der Anteil Europas von 61 % im Jahr 2021 auf 56 % im Berichtsjahr zurückging, wuchs der Anteil Amerikas auf 34 % (Vorjahr: 27 %). Der Zuwachs war im Wesentlichen durch Investitionsprojekte in Brasilien begründet. Der Schwerpunkt der Investitionstätigkeit lag insgesamt mit 41 % weiterhin in Deutschland und mit 28 % in den USA. Der Anteil Asiens sank auf 10 % des Gesamtvolumens (Vorjahr: 12 %).

Der Geschäftsbereich BYK investierte 2022 insgesamt 41,5 Mio. € und lag damit leicht unter dem Vorjahresniveau (42,6 Mio. €). Die Schwerpunkte der Investitionstätigkeit lagen auf dem weiteren Ausbau von Produktionskapazitäten in den USA und in Deutschland. Weitere Investitionen betrafen neben Forschungs- und Entwicklungskapazitäten auch strategische Digitalisierungsprojekte.

Das Investitionsvolumen im Geschäftsbereich ECKART lag mit 22,3 Mio. € unter dem Vorjahreswert (24,9 Mio. €). Die mit Abstand wesentlichsten Anteile entfielen wie im Vorjahr auf den Standort des Geschäftsbereichs in Hartenstein und die Standorte in den USA.

Der Geschäftsbereich ELANTAS steigerte seine Investitionen in Sachanlagen und Immaterielle Vermögenswerte auf 16,4 Mio. € (Vorjahr: 11,5 Mio. €). Im abgeschlossenen Geschäftsjahr investierte der Geschäftsbereich im Wesentlichen in die Produktionsanlagen der europäischen Gesellschaften und den Standort in Zhuhai, China.

Der Geschäftsbereich ACTEGA erhöhte sein Investitionsvolumen auf 20,7 Mio. € (Vorjahr: 18,9 Mio. €). Die Investitionen im abgeschlossenen Geschäftsjahr betrafen überwigend den Ausbau von Produktionskapazitäten an den deutschen Standorten und am Standort in Brasilien.

Bilanzstruktur

Im Verlauf des Geschäftsjahres 2022 stieg die Bilanzsumme des ALTANA Konzerns von 3.636,0 Mio. € auf 3.961,5 Mio. €. Die Erhöhung um 325,5 Mio. € bzw. 9 % resultierte vornehmlich aus einer Erhöhung des Umlaufvermögens durch einen Anstieg der Vorräte und der Liquiden Mittel sowie aus Wechselkurseffekten.

Die Immateriellen Vermögenswerte sanken auf 986,2 Mio. € (Vorjahr: 995,4 Mio. €). Die Sachanlagen stiegen im Wert leicht an. Sie entwickelten sich von 997,9 Mio. € im Vorjahr auf 1.012,3 Mio. €. Mit Zugängen von 95,0 Mio. € lag das Investitionsniveau der Sachanlagen unter dem Niveau der Abschreibungen. Positive Wechselkurseffekte trugen in beiden Bereichen zu einem Anstieg der Buchwerte in der Konzernwährung Euro bei.

Die Anteile an at equity bilanzierten Unternehmen stiegen um 36,3 Mio. € auf 83,6  € an. Der Anstieg beruhte im Wesentlichen auf einer Erhöhung der Position durch die Veränderung der Beteiligungsstruktur der Landa Corporation Ltd. im Zuge mehrerer Kapitalerhöhungen. Die gesamten Langfristigen Vermögenswerte erreichten zum Bilanzstichtag 2.186,4 Mio. € (Vorjahr: 2.143,3 Mio. €) und lagen damit 43,1 Mio. € über dem Vorjahreswert. Ihr Anteil an der Bilanzsumme sank auf 55 % (Vorjahr: 59 %).

Die Veränderung der kurzfristigen Vermögenswerte resultiert im Wesentlichen aus dem Anstieg des Vorratsvermögens und der Liquiden Mittel. Das Vorratsvermögen sowie die Forderungen aus Lieferungen und Leistungen stiegen grundsätzlich in Folge von inflationsbedingten Preiserhöhungen und Wechselkurseffekten wertmäßig an. Beim Vorratsvermögen wirkte sich zudem erhöhend aus, dass im Zuge der kontinuierlichen Preiserhöhungen und eingeschränkten Verfügbarkeiten Bestände an Rohstoffen aufgebaut wurden und die Nachfrage in der zweiten Jahreshälfte zunehmend nachließ. Das Vorratsvermögen stieg auf 616,5 Mio. € (Vorjahr: 511,5 Mio. €). Der Bestand an Forderungen aus Lieferungen und Leistungen lag mit 487,6 Mio. € über dem Vorjahresbestand (473,4 Mio. €). Das Net Working Capital lag, begründet durch diese Effekte und eine gleichzeitige Verminderung der Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen, in absoluten Zahlen deutlich über dem Vorjahreswert. Im Saldo mit den kurzfristigen Verbindlichkeiten überschreitet das Net Working Capital mit 871,8 Mio. € deutlich das Niveau von 2021 (737,1 Mio. €). Die Reichweite des Net Working Capital, bezogen auf das Verhältnis zur Geschäftsentwicklung der jeweils vorangegangenen drei Monate, stieg auf 138 Tage, nach 118 Tagen zum Ende 2021. Der absolute Wert des Net Working Capital sowie die Reichweite lagen auch über den für 2022 erwarteten Zahlen, da weder die inflationsbedingten Preissteigerungen noch die Wechselkurs- und Nachfrageentwicklungen so zu Anfang des Jahres prognostiziert wurden. Die Liquiden Mittel erhöhten sich im Jahresverlauf auf 458,1 Mio. € (Vorjahr: 259,9 Mio. €), im Wesentlichen durch den Zufluss aus langfristigen Finanzverbindlichkeiten. Die gesamten kurzfristigen Vermögenswerte erhöhten sich auf Basis dieser Effekte auf 1.775,0 Mio. € (Vorjahr: 1.492,7 Mio. €).

Auf der Passivseite ergaben sich Veränderungen vornehmlich durch ertragsbedingte Erhöhungen des Eigenkapitals, Erhöhungen der langfristigen Finanzverbindlichkeiten, einer Reduzierung der Pensionsrückstellungen und wechselkursbedingten Anpassungen. Das Eigenkapital des Konzerns verbesserte sich insgesamt um 276,2 Mio. € bzw. um 10 % auf 2.951,6 Mio. € (Vorjahr: 2.675,4 Mio. €). Maßgeblich trugen das positive Jahresergebnis sowie Währungs- und Pensionsbewertungseffekte hierzu bei. Die Eigenkapitalquote zum 31. Dezember 2022 lag mit 75 % leicht über dem Niveau des Vorjahres.

Die Summe der langfristigen Verbindlichkeiten erhöhte sich im Verlauf des Jahres 2022 im Wesentlichen durch die Inanspruchnahme einer Kreditlinie der Europäischen Investitionsbank (EIB), während die Pensionsrückstellungen sich im Wesentlichen zinssatzbedingt reduzierten. Insgesamt stiegen die langfristigen Verbindlichkeiten um 73,6 Mio. € auf 506,1 Mio. € (Vorjahr: 432,5 Mio. €).

Die Summe der in der Bilanz zum 31. Dezember 2022 ausgewiesenen kurzfristigen Verbindlichkeiten fiel von 528,2 Mio. € auf 503,8 Mio. €. Der Bestand an Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen reduzierte sich im Vergleich zum Vorjahr geringfügig um 15,6 Mio. € auf 232,2 Mio. €.

Der Saldo aus Liquiden Mitteln, Kurzfristigen Finanzanlagen, kurzfristig gehaltenen Wertpapieren, ausgegebenen Darlehen, Finanzverbindlichkeiten sowie Pensionsrückstellungen ergab zum Bilanzstichtag 31. Dezember 2022 ein Nettofinanzvermögen von 144,7 Mio. €; dies entsprach einem Anstieg um 77,0 Mio. € im Vergleich zum Vorjahr.

Grundsätze und Ziele der Finanzierungsstrategie
Die Finanzierung der operativen Geschäftstätigkeit soll grundsätzlich durch den im Rahmen der betrieblichen Tätigkeit erwirtschafteten Cash Flow abgedeckt werden. Gleiches gilt für den Bedarf an Investitionen, die dem kontinuierlichen Ausbau der Geschäftsaktivitäten dienen.

Daraus abgeleitet orientieren sich die Ziele unserer Finanzierungsstrategie daran, zum einen die im Konzern erwirtschafteten liquiden Mittel zentral zur Verfügung zu halten. Zum anderen wird ein Finanzrahmen angestrebt, der es ALTANA ermöglicht, Akquisitionen und auch große, über das gewöhnliche Maß hinausgehende Investitionsprojekte flexibel und schnell abzuwickeln.

Um diese Ziele erfolgreich umzusetzen, steuern wir nahezu die komplette Konzerninnenfinanzierung zentral über die ALTANA AG. Hierzu sind für die bedeutenden Währungsräume Cash Pools eingerichtet.

Im Juni 2021 hatte ALTANA die langfristige Konzernfinanzierung neu aufgestellt: Seit Juni 2021 stehen ALTANA von einem internationalen Bankenkonsortium insgesamt 250,0 Mio. € in Form einer revolvierenden Kreditlinie zur Verfügung, die im Minimum eine Laufzeit bis 2026 hat. Im Jahr 2022 wurde die Laufzeit bis 2027 verlängert. Außerdem hat ALTANA seit Ende Juni 2021 Zugang zu Krediten der Europäischen Investitionsbank (EIB) in Höhe von bis zu 200,0 Mio. € für die Entwicklung klimafreundlicher, digitaler und nachhaltiger Produkte. Im Geschäftsjahr 2022 wurde die EIB-Kreditzusage um 50 Mio. € auf insgesamt 250 Mio. € erhöht und der Abrufzeitraum um ein Jahr bis zum 21. Dezember 2023 verlängert. Die Kredite der EIB wurden bis zum Ende des Jahres 2022 in Höhe von 150,0 Mio. € in Anspruch genommen.

Diese Finanzierungsstruktur bietet ALTANA die notwendige Flexibilität, um kurzfristige und auch investitionsintensive Wachstumsopportunitäten angemessen nutzen zu können. Die Verteilung der Fristigkeiten der vorhandenen Finanzierungsinstrumente ermöglicht es uns, die Tilgung der Verbindlichkeiten über die Zuflüsse aus dem operativen Cash Flow optimal zu steuern.

Außerbilanzielle Finanzierungsverpflichtungen resultieren aus Bankgarantien, Einkaufsverpflichtungen sowie Garantien für Pensionsverpflichtungen. Details zu den bestehenden Finanzierungsinstrumenten sind im vollständigen Konzernabschluss dargestellt.

Liquiditätsanalyse

Im Laufe des Jahres 2022 stieg der Bestand an Liquiden Mitteln um 198,1 Mio. € auf 458,1 Mio. € (Vorjahr: 259,9 Mio. €). Der Mittelzufluss aus der betrieblichen Tätigkeit lag mit 201,6 Mio. € unter dem Niveau des Vorjahres (244,4 Mio. €) sowie unterhalb unserer Erwartungen, die einen Anstieg zum Vorjahr prognostizierten. Hier spiegelte sich die hohe Kapitalbindung im Bereich des Net Working Capital mit einem Aufbau von 125 Mio. € im Jahresverlauf wider, insbesondere im stark angestiegenen Vorratsvermögen.

Der Mittelabfluss aus der Investitionstätigkeit verringerte sich im Vergleich zum Vorjahr auf 64,5 Mio. € (Vorjahr: 246,8 Mio. €). Eine wesentliche Ursache liegt darin begründet, dass im Jahr 2022 kurzfristige Finanzanlagen zurückgeflossen sind, die im Vorjahr einen Mittelabfluss darstellten. Im Gegensatz zu 2021 wurden zudem 2022 keine Ausgaben für Akquisitionen getätigt. Die um Akquisitionen bereinigten Investitionen in Immaterielle Vermögenswerte und Sachanlagen lagen in etwa auf dem gleichen Niveau wie 2021.

Aus der Finanzierungstätigkeit flossen im Geschäftsjahr 2022 Mittel in Höhe von 64,2 Mio. € zu, die im Wesentlichen durch die Inanspruchnahme des Kredits der European Investment Bank bereitgestellt wurden. Im Vorjahr war ein Abfluss von Mitteln aus der Finanzierungstätigkeit in Höhe von 61,3 Mio. € zu verzeichnen. Im Geschäftsjahr 2022 zahlte die ALTANA AG eine Dividende in Höhe von 70,0 Mio. € aus (Vorjahr: 50,0 Mio. €).

Wertmanagement

Die Veränderung des Unternehmenswerts wird bei ALTANA über die Kennziffer ALTANA Value Added (AVA) bestimmt, deren Berechnung wir im Abschnitt „Grundlagen des Konzerns“ erläutert haben. Des Weiteren wird die gleichfalls im Kapitel „Grundlagen des Konzerns“ dargestellte Kennzahl Return on Capital Employed (ROCE) als Messgröße zur Unternehmenswertentwicklung herangezogen. Im Geschäftsjahr 2022 konnte trotz herausfordernder Rahmenbedingungen ein leicht positiver Beitrag zur Entwicklung des Unternehmenswerts erwirtschaftet werden, der jedoch unter dem sehr guten Wert des Vorjahres und auch deutlich unter den Erwartungen für das Geschäftsjahr lag.

Die Ergebnisentwicklung spiegelte sich in einem hierfür maßgeblichen operativen Ertrag von 261,1 Mio. € wider (Vorjahr: 297,4 Mio. €). Das durchschnittlich im Konzern gebundene Kapital stieg im Jahr 2022 auf 3.318,6 Mio. € an (Vorjahr: 3.082,5 Mio. €). Die Anwendung des Kapitalkostensatzes von unverändert 7,5 % führte zu Kapitalkosten von 248,9 Mio. € (Vorjahr: 231,2 Mio. €).

Der Return on Capital Employed (ROCE) lag 2022 mit 7,9 % unterhalb des Vorjahreswerts (9,6 %). Der absolute Wertbeitrag betrug im abgeschlossenen Geschäftsjahr 12,3 Mio. €, nach 66,2 Mio. € im Vorjahr. Der relative AVA sank von 2,1 % im Vorjahr auf 0,4 % im Jahr 2022. Der ursprünglich prognostizierte deutliche Anstieg der Kennzahlen des Wertmanagements wurde aufgrund der durch die äußeren Rahmenbedingungen beeinträchtigten Ertragssituation nicht erreicht.