Voraussichtliche Entwicklung

Künftige Ausrichtung des Konzerns

Für die kommenden zwei Jahre ist keine grundlegende Veränderung der Konzernstrategie oder der Organisationsstruktur vorgesehen. Der Fokus auf wachsende Spezialitätenmärkte und das Angebot innovativer Chemielösungen basierend auf den Anforderungen unserer Kunden werden weiterhin die Treiber für die Geschäftsentwicklung sein.

Der Eintritt in neue Marktsegmente oder Anwendungsbereiche sollte mittelfristig zu keiner wesentlichen Veränderung der Absatzstruktur führen. Auch die ausgewogene regionale Umsatzaufteilung sollte grundsätzlich stabil bleiben.

Es kann allerdings aufgrund von Akquisitionen zu einer Veränderung der Absatz- und Marktstrukturen kommen. Arrondierende Akquisitionen können dabei ebenso zu einer Verschiebung führen wie insbesondere die mögliche Integration eines neuen Geschäftsbereichs.

Der Bereich der Arbeitssicherheit und der Fokus auf umweltverträgliches Wirtschaften werden auch weiterhin Bestandteile der ambitionierten Zielsetzungen sein, die die strategische Ausrichtung der ALTANA Gruppe beeinflussen.

Konjunktur- und Branchenausblick

Für das Jahr 2023 rechnet ALTANA weiterhin mit einem verhaltenen globalen Wirtschaftswachstum. Die äußeren Einflussfaktoren, die schon im Jahr 2022 zu einer Eintrübung der Märkte führten, werden die ökonomische Entwicklung voraussichtlich weiterhin beeinträchtigen. Ein Ende des Krieges gegen die Ukraine ist derzeit nicht absehbar. Die weltweiten Inflationsraten sollten sich zwar leicht abschwächen, sie verbleiben aber auf einem im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren hohen Niveau. Auch die Preisvolatilität im Energiesektor hat sich zum Jahresende 2022 stabilisiert. Es ist jedoch nur schwer abzuschätzen, wie sich die Preisentwicklung und die Versorgungslage für Erdgas – speziell in Europa – zum nächsten Winter hin entwickeln werden. Der Internationale Währungsfonds (IWF) erwartet mit 2,9% ein geringeres Wachstum der weltweiten Wirtschaftsleistung (2022: 3,4%).

Das Wirtschaftswachstum wird sich in den Industrienationen voraussichtlich schwächer zeigen als in den Schwellen- und Entwicklungsländern. Der IWF erwartet für die Gesamtheit der Industrienationen im Jahr 2023 eine Wachstumsrate von 1,2% (Vorjahr: 2,7%), eine Entwicklung die sich in allen Volkswirtschaften, wenn auch in unterschiedlicher Intensität, zeigt. In den USA wird für das Jahr 2023 ein Wachstum von nur 1,4% prognostiziert, nach einem Zuwachs von 2,0% im Vorjahr. Auch im Wirtschaftsraum der Eurozone rechnet der IWF im Jahr 2023 nur mit einem geringen Wachstum in Höhe von 0,7%, nachdem im Jahr 2022 noch 3,5% erreicht wurden. Für Deutschland geht der IWF nach einem geringen Zuwachs im Jahr 2022 in Höhe von 1,9% für das Jahr 2023 aktuell nicht mehr von einem nennenswerten Wachstum aus (0,1%). Nachdem das Jahr 2022 in den meisten Industrienationen besser abschloss als noch im Oktober vom IWF erwartet, wird für das Jahr 2023 mit einem geringeren Zuwachs der Wirtschaftsleistung gerechnet. Es wird zwar ein leichtes Abflauen der Inflation erwartet, aber die Auswirkungen der damit in Zusammenhang stehenden geldpolitischen Maßnahmen könnten sich im Jahr 2023 noch einmal verstärkt negativ auf die Nachfrage auswirken.

Das Wachstum in den Schwellenländern wird 2023 laut Prognose des IWF insgesamt 4,0% betragen (Vorjahr: 3,9%) und somit über dem globalen Durchschnitt liegen. Das Bild ist bezogen auf einzelne Volkswirtschaften weiterhin unterschiedlich. China wird auch auf Basis der Prognose des IWF für das Jahr 2023 nicht mehr an der Spitze der Volkswirtschaften der Region stehen. Nach einem Zuwachs von nur 3,0% im Jahr 2022 wird für das Jahr 2023 ein Wachstum von 5,2% prognostiziert. Es wird erwartet, dass die Lockerungspolitik in Bezug auf die Coronavirus-Maßnahmen einen positiven Effekt auf die Wirtschaftsleistung haben wird. Für Indien wird mit einem anhaltend dynamischen Wachstum gerechnet. Die prognostizierte Zuwachsrate von 6,1% für 2023 liegt zwar leicht unter der des Vorjahres (6,8%), ist aber immer noch überdurchschnittlich hoch. Die lateinamerikanischen Volkswirtschaften zeigen mit 1,8% insgesamt eine im Vergleich zu anderen Schwellenländern unterdurchschnittliche Wachstumsprognose. Brasilien, das mit einem Vorjahreswachstum von 3,1% weit besser abschnitt als erwartet, liegt mit einer Prognose von nur noch 1,2% leicht unter den Erwartungen der anderen Länder dieser Region. Insgesamt wird auch für Lateinamerika zwar ein Abflauen der Inflation, aber auch ein Rückgang der Nachfrage erwartet.

Der IWF sieht für das Jahr 2023 zahlreiche makroökonomische Risiken, die zu einer Verlangsamung des prognostizierten Wachstums führen könnten. An erster Stelle steht die Gefahr einer Eskalation des Krieges gegen die Ukraine, die die Situation am Energiemarkt speziell für die Region Europa weiter verschärfen, aber auch weltweit die Preise für Lebensmittel weiter in die Höhe treiben und damit die Inflation verstärken könnte. Eine mögliche politische Blockbildung infolge des Kriegs gegen die Ukraine birgt zusätzliche geopolitische Risiken, die zu einer weiteren Einschränkung von internationalen Handelsbeziehungen führen könnten. Risiken infolge der klimatischen Veränderungen treten zwar infolge der aktuellen geopolitischen Situation etwas in den Hintergrund, haben aber an Relevanz nichts verloren. Größere Naturkatastrophen werden wahrscheinlicher und können – wie das Spektrum der extremen Wetterereignisse auf allen Kontinenten auch im Jahr 2022 zeigte – alle Volkswirtschaften bedrohen.

Für den allgemeinen Chemiesektor wird für 2023 ein Wachstum auf ähnlichem Niveau wie bei der prognostizierten gesamtwirtschaftlichen Entwicklung erwartet. Die Branchenvereinigung American Chemistry Council (ACC) erwartet für 2023 einen Anstieg der weltweiten Chemieproduktion um 2,9%, nach einem Zuwachs in Höhe von 2,0% im zurückliegenden Geschäftsjahr. Bedingt durch die Auswirkungen der immer noch hohen Inflation, der gestiegenen Zinsen und einer Schwächung des Exports durch den starken Dollarkurs wird für die Region Nordamerika für das laufende Geschäftsjahr nur noch ein Wachstum von 1,4% erwartet. Für andere Regionen wird ein moderates Wachstum im unteren einstelligen Bereich prognostiziert, wie zum Beispiel für Asien mit 4,1% und für Südamerika mit 3,4%. Die durch die Folgen des Krieges gegen die Ukraine speziell im Energiesektor stark betroffenen Märkte Westeuropas werden nach einem erwarteten Rückgang der Chemieproduktion im vergangenen Jahr (-3,2%) laut ACC im Jahr 2023 wieder leicht wachsen (0,8%).

Wir gehen auf Basis der konjunkturellen und branchenspezifischen Rahmenbedingungen davon aus, dass sich die allgemeine Nachfrage auf den für ALTANA relevanten Märkten grundsätzlich leicht positiv, wenn auch regional und marktspezifisch unterschiedlich entwickeln wird. Eine Ausnahme bilden die Märkte, die wir aufgrund des Krieges gegen die Ukraine nicht mit unseren Produkten beliefern. Inwieweit Veränderungen im Lagerverhalten entlang der Wertschöpfungskette die tatsächliche Nachfrage nach Produkten unserer Geschäftsbereiche beeinflussen, hängt in hohem Maße von der erwarteten kurz- bis mittelfristigen Entwicklung ab. Bewegungen der Lagerniveaus können zu wesentlichen Auswirkungen führen.

Die Preisentwicklung für Rohöl kann kaum verlässlich prognostiziert werden. Nach dem enormen Preisanstieg zu Beginn des Krieges gegen die Ukraine bis zur Mitte des Jahres 2022, der sich zum Jahresende wieder etwas abschwächte, gehen wir davon aus, dass der Preis im Jahr 2023 auf hohem Niveau verbleiben und es nicht zu wesentlichen Preisreduzierungen kommen wird. Die Verfügbarkeit, die Preisgestaltung und die Verbrauchsmenge von Chemieprodukten unterliegen – in unterschiedlichem Ausmaß – dem Einfluss des Rohölmarkts. Zudem kann die Erwartung von Marktteilnehmern in Bezug auf die zukünftige Entwicklung des Ölpreises deutliche Veränderungen in der Lagerhaltung entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Chemiewirtschaft bewirken.

Wie in den Vorjahren können auch 2023 die für ALTANA wesentlichen Wechselkursrelationen ausgeprägte Volatilitäten aufweisen. Ausschlaggebend für Wechselkursbewegungen kann neben der Entwicklung der regionalen Zinsniveaus und Wirtschaftsleistungen auch politische Einflussnahme sein. Konkrete Risiken, aber auch Chancen können sich aus einer Abweichung der tatsächlichen Wechselkursentwicklung zu unseren Planannahmen ergeben.

Erwartete Ertrags-, Vermögens- und Finanzlage

Erwartete Umsatz- und Ergebnisentwicklung

Aufgrund des erwarteten moderaten Wachstums der globalen Wirtschaft gehen wir auch für unsere Produkte und Dienstleistungen von einer positiven Entwicklung der Nachfrage im Geschäftsjahr 2023 aus. Das operative Umsatzwachstum, also bereinigt um Wechselkurs- und Akquisitionseffekte, wird sich voraussichtlich im mittleren einstelligen Prozentbereich bewegen. Maßgeblich für das Wachstum sollten sowohl ein Anstieg der Absatzmenge als auch positive Preis-/Mixeffekte sein.

Da wir für 2023 leicht negative Wechselkurseffekte gegenüber dem Vorjahr erwarten, wird sich der nominale Umsatzanstieg voraussichtlich unter dem Niveau des operativen Anstiegs bewegen. Effekte aus Akquisitionen sind für das laufende Jahr 2023 bei der Ermittlung der prognostizierten Wachstumsrate nicht berücksichtigt worden. Die Umsätze der Geschäftsbereiche sollten sich operativ grundsätzlich jeweils in dem gleichen Wachstumskorridor entwickeln wie der Konzernumsatz.

Wir gehen davon aus, dass sich bei den wesentlichen Funktionskostengrößen keine signifikanten Verschiebungen von Kostenquoten im Verhältnis zum Umsatz ergeben. Für die Materialkostenquote prognostizieren wir einen leichten Rückgang auf weiterhin hohem Niveau im Vergleich zum abgelaufenen Geschäftsjahr.

Bei den Personalkosten und einzelnen anderen Kostengrößen planen wir für 2023 einen relativen Zuwachs, der insgesamt leicht über dem Niveau des Umsatzwachstums liegen wird. Gründe hierfür sind zum einen weitere inflationsbedingte Kostensteigerungen sowie Tarifsteigerungen im Personalbereich, aber auch Kosten für regionale Expansionen und im Bereich der Weiterentwicklung der ERP-Systeme.

Die EBITDA-Marge sollte 2023 über dem Niveau des Vorjahres liegen, allerdings aufgrund der inflationären Einflüsse der Vorjahre auf das Umsatzniveau weiterhin noch unterhalb unseres strategischen Zielkorridors von 18% bis 20%. Für das absolute EBITDA wird eine Steigerung im oberen einstelligen Prozentbereich im Vergleich zum Vorjahreswert erwartet.

Nach 2023 erwarten wir eine unseren strategischen Zielen entsprechende Wachstumsdynamik für den Konzernumsatz im mittleren einstelligen Bereich und eine Profitabilität, die sich weiter in Richtung unseres Zielkorridors bewegt.

Erwartete Vermögens- und Finanzlage
In der Bilanzstruktur dürften sich 2023 insgesamt keine wesentlichen Verschiebungen ergeben. Das Niveau unserer Investitionen in Sachanlagen und Immaterielle Vermögenswerte sollte sich in den kommenden zwei Jahren in unserem langfristigen Zielkorridor von 5% bis 6% vom Umsatz bewegen. Die absoluten Werte des Net Working Capital werden sich voraussichtlich analog zum allgemeinen Geschäftsverlauf entwickeln, wobei es unser Ziel ist, das relative Niveau im Vergleich zum Jahresende 2022 leicht zu reduzieren.

Auf Basis der erwarteten Geschäftsentwicklung werden wir aus der betrieblichen Tätigkeit auch in den kommenden Jahren einen deutlich positiven Cash Flow erwirtschaften, der über dem Vorjahreswert liegen sollte. Den Mittelzufluss werden wir vornehmlich zur Finanzierung von Investitionen und weiteren, der Entwicklung der ALTANA Gruppe zuträglichen Akquisitionen nutzen.

Für die Kennzahlen des Wertmanagements erwarten wir eine wesentliche Erhöhung im Vergleich zum abgeschlossenen Geschäftsjahr. Diese resultiert im Wesentlichen aus einem Anstieg der zugrundeliegenden Erlöse im Vergleich zum Vorjahr. Für den relativen und den absoluten ALTANA Value Added (AVA) sowie den Return on Capital Employed (ROCE) erwarten wir eine entsprechende Steigerung.

Die Berechnungsmethodik des AVA wurde im Jahr 2022 in Bezug auf die Zusammensetzung des gebundenen Kapitals und der Berechnung des Operativen Ertrags einer Überprüfung unterzogen. Im Wesentlichen wurde die langjährige Praxis der Einbeziehung von historischen Anschaffungskosten von Akquisitionswerten in den immateriellen Vermögensgegenständen und der damit verbundenen Anpassung der Abschreibungen im Ertrag aufgehoben. Anstelle der historischen Anschaffungskosten werden zukünftig die entsprechenden Buchwerte herangezogen. Die neue Berechnungsmethodik, die eine transparentere Ermittlung und eine bessere Steuerung für die operativen Einheiten ermöglicht, wird ab dem Jahr 2023 angewendet.

Erwartete Entwicklung im Bereich Arbeitssicherheit und Umwelt
Im Bereich der Arbeitssicherheit setzen wir uns für 2023 folgende Ziele für die drei Unfallkennzahlen: WAI 1: 2,3; WAI 2: 1,5 und WAI 3: 27,0. Das Ziel für den spezifischen Energiekennwert 2023 liegt bei 1,16 MWh /t, nach einem Ist-Wert von 1,20 MWh /t im vergangenen Geschäftsjahr. In den Folgejahren werden weitere Reduktionen des spezifischen Energieverbrauchs in der Größenordnung von 2% pro Jahr angestrebt.

Risiken

Die Steuerung des ALTANA Konzerns richtet sich an der definierten Strategie und den daraus abgeleiteten Zielgrößen aus. Durch Veränderungen des wirtschaftlichen Umfelds oder durch interne und externe Einflussfaktoren kann es dazu kommen, dass die Strategie nicht erfolgreich umgesetzt oder Ziele nicht in der geplanten Zeit oder im geplanten Umfang realisiert werden können. Damit ALTANA auf solche Situationen bestmöglich vorbereitet ist, werden Risiken systematisch identifiziert, bewertet und im Rahmen von Entscheidungsprozessen berücksichtigt.

Um diese Risikopolitik auf allen Entscheidungsebenen zu verankern, haben wir ein konzernweites Risikomanagement etabliert, das vielfältige Informations-, Kommunikations- und Überwachungssysteme vereint. Kernelemente des Risikomanagements sind die strategische Unternehmensplanung, das interne Berichtswesen, das interne Kontrollsystem, die Compliance-Organisation sowie das Risikomanagement im engeren Sinne.

Die strategische Unternehmensplanung ist eng verbunden mit der mittel- bis langfristigen Finanzplanung. Die daraus abgeleiteten Ziele werden in der monatlichen Berichterstattung über die Geschäftsentwicklung und der kurzfristigen Finanzplanung auf den Erfüllungsgrad hin überprüft. Zusätzlich zur Analyse der aktuellen Geschäftslage werden dort die Erwartungen für das laufende Geschäftsjahr regelmäßig auf Ebene der Geschäftsbereiche umfassend erörtert. So können Abweichungen von geplanten Entwicklungen erkannt und bei Bedarf frühzeitig mögliche Gegenmaßnahmen eingeleitet werden.

Das interne Kontrollsystem definiert organisatorische und prozessuale Anforderungen, die der Abwehr von Schäden für das Unternehmen dienen. In Verbindung mit der etablierten Compliance-Organisation sollen mögliche Verstöße von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gegen Richtlinien und Gesetze verhindert werden.

Unter Risikomanagement im engeren Sinne versteht ALTANA die systematische Erhebung, Bewertung, Dokumentation, Kommunikation und, sofern nicht bereits vorhanden, Ableitung von Maßnahmen bezüglich der relevanten Risiken sowie die Ermittlung und Beurteilung der Risikotragfähigkeit. Es stellt damit auch einen wesentlichen Bestandteil des Risikofrüherkennungssystems nach §91 Abs. 2 AktG dar, das vom Wirtschaftsprüfer 2022 wieder einer freiwilligen Prüfung unterzogen wurde. Die Prüfung ergab, dass es geeignet ist, bestandsgefährdende Risiken frühzeitig zu erkennen.

Identifizierte Risiken werden in einheitlicher Weise bewertet. Auf Basis von Eintrittswahrscheinlichkeiten und erwarteten Schadenshöhen werden die sogenannten bewerteten Risiken ermittelt. Die Einzelrisiken werden bestimmten Risikogruppen zugeordnet. Sehr hohe Risiken bzw. Risikogruppen sind solche mit einem für die kommenden zwölf Monate bewerteten Risiko von über 25 Mio. €. Risiken mit einem bewerteten Risiko zwischen größer 12 bis zu 25 Mio. € werden als hoch klassifiziert, solche mit einem bewerteten Risiko zwischen größer 5 und 12 Mio. € als mittel eingeordnet und solche mit einem bewerteten Risiko von bis zu 5 Mio. € als gering klassifiziert. Die aus der Bewertung resultierende Priorisierung bestimmt Schwerpunkte für die Erarbeitung und Einleitung von Gegenmaßnahmen, um potenzielle Risikoauswirkungen zu verhindern oder zu reduzieren.

Die nachfolgend beschriebenen Einzelrisiken und Risikogruppen sind grundsätzlich in der Lage, die Ertrags-, Finanz- und Vermögenslage des Konzerns teilweise erheblich zu beeinflussen und somit eine negative Abweichung von der prognostizierten voraussichtlichen Entwicklung herbeizuführen. Bei Risiken der Kategorien „mittel“, „hoch“ und „sehr hoch“ gehen wir nachfolgend auf Veränderungen in der Einschätzung im Vergleich zum Vorjahr ein.

Konjunkturelle und Branchenrisiken
Die Entwicklung der weltweiten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen spielt eine entscheidende Rolle für die Geschäftsentwicklung. Insbesondere die Konjunkturentwicklungen in den für ALTANA besonders bedeutenden Volkswirtschaften USA, China und Deutschland bestimmen die Richtung und die Intensität der Nachfrage nach unseren Produkten.

Eine globale Wirtschaftskrise mit einem Einbruch der volkswirtschaftlichen Entwicklung würde zu deutlichen Umsatzrückgängen mit entsprechenden Ergebnisauswirkungen führen. Aber auch regional begrenzte Rezessionen in für uns wesentlichen Absatzmärkten können die Geschäftsentwicklung erheblich beeinflussen. Wir versuchen, mit der globalen Ausrichtung unserer Vertriebsaktivitäten die Abhängigkeit von regionalen oder nationalen Einzelmärkten so zu gestalten, dass die Auswirkungen geografisch begrenzter Wirtschaftskrisen auf den Konzern beschränkt sind.

So vereinen die aktuell bedeutendsten Länder USA und China jeweils nicht mehr als 20% des Konzernumsatzes auf sich. Auch die Aufteilung unserer Geschäftsaktivitäten auf die Kernregionen Europa, Asien und Amerika weist eine ausgeglichene Struktur auf.

Weiterhin aktualisieren wir im Rahmen des internen Berichtswesens kontinuierlich unsere Einschätzung zur regionalen Konjunkturentwicklung, um auf absehbare Auswirkungen mit der Steuerung unserer Beschaffungs-, Produktions- und Vertriebsaktivitäten reagieren zu können. Auf langfristige Verschiebungen in der regionalen Bedeutung der Absatzmärkte reagieren wir mit der Anpassung unserer Vertriebs-, Produktions- und Organisationsstrukturen.

Neben den allgemeinen Konjunkturrisiken existieren marktbezogene Absatzrisiken, die einzelne Produktgruppen oder Anwendungsbereiche betreffen. Vor allem mittel- bis langfristige Trends, die strukturell eine rückläufige Nachfrage in unseren Zielmärkten auslösen, können dazu führen, dass wir unsere Wachstums- und Profitabilitätsziele nicht erreichen. Auch branchenbezogenen Absatzrisiken versuchen wir mit einer breiten Streuung unseres Angebots entgegenzuwirken. Wir beliefern viele unterschiedliche Industrien, die ihre Endprodukte wiederum in diversen Märkten absetzen. Daher ist die Abhängigkeit von den zugrunde liegenden Märkten begrenzt. Wir schätzen, dass nicht mehr als 20% unseres Umsatzes einem einzelnen Konsumsegment wie zum Beispiel dem Absatzmarkt Automotive, der grafischen Industrie oder dem Bausektor zuzurechnen sind.

Die Analyse unserer branchen- und anwendungsbezogenen Umsätze ist Bestandteil unserer jährlichen Planungsprozesse. Dabei prüfen wir auch die Veränderung der zukünftigen Wachstumspotenziale durch Nachfragetrends und Technologieentwicklungen und passen gegebenenfalls die strategische Ausrichtung in den einzelnen Geschäftsbereichen an.

Das Eintreten einer weltweiten Wirtschaftskrise sowie das Aufkommen regionaler Wirtschaftskrisen stellen weiterhin bedeutende Risiken dar. Die Eintrittswahrscheinlichkeit des Einzelrisikos einer globalen Konjunkturkrise wird dabei unverändert zum Vorjahr eingeschätzt. Die prognostizierten Schadenswerte sind dagegen gesunken, sodass sich im Ergebnis eine leichte Verminderung des bewerteten Risikos ergibt. Insgesamt wird das Risiko weiterhin als hoch eingestuft. Das Risiko regionaler Konjunkturkrisen wird zum Vorjahr annähernd unverändert eingeschätzt. Bei gleichbleibender Eintrittswahrscheinlichkeit wird von einer leicht geringeren Schadenshöhe ausgegangen. Das bewertete Risiko der regionalen Konjunkturkrisen ist somit unverändert als mittleres Risiko klassifiziert.

Absatzrisiken
Absatzrisiken resultieren vor allem aus Veränderungen der Markt- und Kundenstruktur und einer damit einhergehenden steigenden Wettbewerbsintensität sowie aus Vermarktungsrisiken für Produkte oder Produktgruppen aufgrund spezifischer Nachfragetrends oder technologischer Veränderungen.

In der Folge kann es zu sinkenden Umsatzerlösen kommen, die sowohl durch rückläufige Absatzmengen als auch durch nachgebende Preise herbeigeführt werden können. Soweit es nicht möglich ist, die Kostenstruktur kurzfristig anzupassen, kann dies zu einem Rückgang der Profitabilität führen.

Wir begegnen Absatzrisiken mit einer kontinuierlichen Optimierung unseres Produkt- und Leistungsportfolios, vor allem auf Basis unserer Innovationskraft. Dabei ist entscheidend, dass wir frühzeitig in der Entwicklungsarbeit die enge Abstimmung mit unseren Kunden suchen, um uns an Marktbedürfnissen auszurichten. Mit unserer Innovationsstrategie können wir einer Verschärfung der Wettbewerbssituation in unseren Märkten entgegenwirken.

Zu wesentlichen Veränderungen in der Kundenstruktur kann es durch den Wegfall, Zusammenschlüsse oder auch die Rückwärtsintegration von Kunden kommen. Aufgrund unserer sehr diversifizierten Kundenstruktur sind diese Risiken allerdings begrenzt. Zudem pflegen wir eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit unseren Kernkunden im Rahmen unseres Key Account Managements.

Bei der Gruppe der Absatzrisiken im Bereich Markt und Technologie hat sich im Vergleich zum Vorjahr die Einschätzung der potenziellen Schadenshöhe durch ein deutlich gestiegenes Umsatzvolumen aufgrund von inflationsbedingten Preiserhöhungen signifikant erhöht. Die unsichere Energieversorgungslage und der Anstieg der Energiepreise infolge des Kriegs gegen die Ukraine waren zudem wesentliche Gründe für einen Anstieg der Eintrittswahrscheinlichkeit im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt wird die Größenordnung des bewerteten Risikos weiterhin als hoch eingestuft.

Risiken aus Unternehmenszukäufen, Beteiligungen und sonstigen Investitionen
Neben dem operativen Wachstum spielen die Übernahmen von Unternehmen, Geschäftsaktivitäten oder Technologien für ALTANA eine wichtige Rolle bei der Umsetzung der Strategie des nachhaltig profitablen Wachstums. Je nach Größenordnung der übernommenen Aktivitäten kann eine mangelhafte Integration dazu führen, dass die Ertragslage des Konzerns belastet und der finanzielle Spielraum eingeschränkt wird. Auch kann es bei einer Verschlechterung der Geschäftsentwicklung gegenüber den zum Zeitpunkt des Kaufs erwarteten Annahmen zu ergebnisbelastenden Wertminderungen von Vermögenswerten kommen.

Um die Auswirkungen dieser Risiken aus Zukäufen zu minimieren, prüfen wir die Akquisitionsziele systematisch und umfassend und analysieren sie im Rahmen eines mehrstufigen Genehmigungsprozesses sehr genau.

Zur Umsetzung der strategischen Ziele erweitert und erneuert ALTANA stetig die eigenen Entwicklungs-, Produktions- oder sonstigen Anlagen. Die zum Teil sehr komplexen Projekte unterliegen dabei stets gewissen Risiken hinsichtlich der Einhaltung der Zeitpläne, budgetierten Kosten sowie hinsichtlich der Realisierung der erwarteten Ziele. Die Projekte durchlaufen regelmäßig umfangreiche Genehmigungs- und Überwachungsroutinen. Aufgrund des hohen Volumens dieser Projekte und insbesondere der allgemeinen Preissteigerungen haben sich die potenziellen Schäden gegenüber dem Vorjahr erneut erhöht. Die Eintrittswahrscheinlichkeit ist hingegen geringfügig gesunken. Die Risiken aus Investitionen werden weiterhin den mittleren Risiken zugeordnet.

Beschaffungsrisiken
Zu den wesentlichen Beschaffungsrisiken zählen eine Einschränkung der Verfügbarkeit von einzelnen Rohstoffen und Transportdienstleistungen sowie erhebliche Preiserhöhungen für Rohstoffe und Logistik, die wir nicht kurzfristig oder nur anteilig an die Märkte weitergeben können und die so zu Belastungen für die Ertragslage des Konzerns werden können.

Wir analysieren ständig die Marktsituation auf den für ALTANA relevanten Rohstoff- und Logistikmärkten. Dadurch können wir sowohl Preistrends als auch strukturelle Verschiebungen auf der Anbieterseite frühzeitig identifizieren und Maßnahmen vorbereiten. Diese Erkenntnisse fließen in die Gestaltung unserer Lieferkontrakte ein. Gleichzeitig berücksichtigen wir Preisvolatilitäten auch im Rahmen unserer Kundenbeziehungen. Um Preiserhöhungen kurzfristig an die Märkte weitergeben zu können, nutzen wir die Flexibilität von Preismechanismen und Preisbindungsfristen.

Bedingt durch den Krieg Russlands gegen die Ukraine und die daraus resultierenden Verwerfungen im Energiesektor besteht im Bereich der Beschaffungsrisiken ein signifikant erhöhtes Einzelrisiko für den Bezug von Energie, insbesondere hinsichtlich der Verfügbarkeit von Gas (Risiko einer sogenannten Gasmangellage). An den kontinentaleuropäischen Standorten wurden daher die technischen Möglichkeiten geschaffen, um auf alternative Energieträger auszuweichen und so im Bedarfsfall erdgasunabhängig zu sein.

Zwar sank die Eintrittswahrscheinlichkeit für die Beschaffungsrisiken im Vergleich zum Vorjahr insgesamt leicht, dem steht jedoch eine weit höhere potenzielle Schadenshöhe gegenüber, sodass die Einstufung der Beschaffungsrisiken von hoch auf sehr hoch angestiegen ist.

Finanzmarktrisiken
Finanzmarktrisiken betreffen im Wesentlichen kurzfristige und deutliche Veränderungen von Wechselkursrelationen und Zinssätzen, Kreditausfallrisiken sowie die Deckung von Finanzmittelbedarfen.

Aus Wechselkursschwankungen können durch die Umrechnung von Fremdwährungspositionen in die Konzernwährung Euro ebenso Belastungen auf Konzernumsatz und Ergebnisentwicklung (Translationsrisiken) resultieren wie auch im Rahmen von Geschäften in Fremdwährung (Transaktionsrisiken). Zinssatzveränderungen beeinflussen die Finanzierungskosten. Der Ausfall von Forderungen aus Lieferungen und Leistungen oder von Finanzforderungen kann die Ertragslage und auch die Finanzmittelausstattung des Konzerns nachteilig beeinflussen. Eine mangelnde Verfügbarkeit von Finanzmitteln für die Umsetzung von Akquisitionen oder wesentlichen Investitionsprojekten kann dazu führen, dass wir unsere strategischen Ziele verfehlen.

Materielle Transaktionsrisiken sichern wir in den Fällen über Devisengeschäfte ab, in denen wir mit hinreichender Sicherheit von einer Realisierung des zugrunde liegenden Geschäfts ausgehen. Weiterführende Informationen zur Bewertung und Bilanzierung von Sicherungsgeschäften finden sich im vollständigen Konzernabschluss auf Seite 61 ff. (Punkt 27).

Zur Minimierung von Kreditausfallrisiken sind systematische Prüfungen der Bonität und des Zahlungsverhaltens unserer Kontrahenten vorgesehen. Dies betrifft sowohl die Kunden als auch unsere Geschäftsbanken und andere Geschäftspartner, bei denen Zahlungsausfälle einen Einfluss auf unsere Finanzsituation haben können.

Die Verfügbarkeit von Finanzmitteln sichern wir über die zentrale Steuerung und Überwachung der konzernweiten Finanzmittelbestände. Zudem wird durch die Nutzung verschiedener Finanzierungsinstrumente ebenfalls zentral ein Finanzmittelrahmen zur Verfügung gestellt. Dieser kann genutzt werden, um kurz- bis mittelfristig auftretende ungeplante Finanzbedarfe zu decken, die beispielsweise aufgrund von Akquisitionen oder einer krisenbedingt rückläufigen operativen Geschäftstätigkeit entstehen.
Die Gruppe der Finanzmarktrisiken wird weiterhin als mittleres Risiko eingeschätzt. Die Bewertung für das wesentliche Einzelrisiko in dieser Risikogruppe – negative Ergebniseffekte aus Wechselkursveränderungen – verzeichnete sowohl eine erhöhte Eintrittswahrscheinlichkeit als auch ein Ansteigen der potenziellen Schadenshöhe. Auch die Einzelrisiken im Bereich der Vorratsbewertung und der Zinsrisiken stiegen im Vergleich zum Vorjahr in der Schadenshöhe und der Eintrittswahrscheinlichkeit an. In Summe führte die Entwicklung der Einzelrisiken jedoch nicht zu einer geänderten Einstufung der Risikogruppe. Die anhaltend hohen Zuflüsse aus der operativen Geschäftstätigkeit und der bestehende allgemeine Finanzmittelrahmen reichen weiter aus, um die erwarteten Abflüsse für Investitionen, Tilgungen und Dividenden zu decken.

Innovationsrisiken
Für ALTANA stellt die Innovations- und Technologieführerschaft einen wesentlichen Erfolgsfaktor dar. Als Anbieter von teilweise hochspezialisierten Chemieprodukten ist es wichtig, kontinuierlich mit neuen Produkten am Markt präsent zu sein und von unseren Kunden als kompetenter und innovativer Partner wahrgenommen zu werden. Gelänge dies zukünftig nicht mehr, könnten sich Risiken für das nachhaltige Wachstum, das Erreichen unserer Rentabilitätsziele sowie die Positionierung von ALTANA in den relevanten Märkten ergeben.

Mit unserer auf allen Organisationsebenen gelebten Innovationskultur stellen wir die Bedeutung der Innovation heraus und sichern somit deren Stellenwert. Sowohl dezentral als auch auf Konzernebene werden die Aktivitäten in Forschung und Entwicklung kontinuierlich anhand von finanziellen und nicht-finanziellen Kriterien bewertet und gesteuert. Indem wir überdurchschnittlich in Forschung und Entwicklung investieren, können wir stetig individuell auf aktuelle Kundenbedürfnisse zugeschnittene Produkte am Markt einführen und so unsere Wettbewerbsposition positiv beeinflussen.

Der Schutz des erarbeiteten Know-hows über Patente ist wichtig, um einen Wissensvorsprung auch in wirtschaftlichen Erfolg umzuwandeln. Dazu gehört auch, aktuell genutzte Technologien oder Verfahrens- und Produkteigenschaften so abzusichern, dass diese nicht von anderen Unternehmen genutzt werden können.

Sowohl die potenzielle Schadenshöhe als auch die Eintrittswahrscheinlichkeit dieser Risikogruppe bewegen sich leicht unter Vorjahresniveau. Die Gruppe der Innovationsrisiken ordnen wir insgesamt weiterhin der mittleren Risikogruppe zu.

Sonstige Risiken
Produktionsrisiken betreffen technische Störungen oder menschliches Versagen im Produktionsbereich, die zu Personen- oder Umweltschäden führen können. Unser Ziel ist es, durch den Betrieb von voneinander unabhängigen Produktionslinien die Folgen eines Maschinenausfalls auf die Wertschöpfungskette möglichst zu minimieren. Die Schulung in unseren klar definierten Prozess- und Qualitätsstandards ist für unsere Belegschaft in den jeweiligen Bereichen verpflichtend. Zudem schließen wir entsprechende Sachschaden- und Ausfallversicherungen ab. Der Krieg Russlands gegen die Ukraine führte speziell in Europa durch unterbrochene Gas- und Öllieferungen zum Risiko einer möglichen Gasmangellage. Daraus resultierte ein gestiegenes Risiko für weitere signifikante Preissteigerungen für Rohstoffe, Störungen der Lieferketten für Vorprodukte und die Gefahr von Produktionsunterbrechungen durch eine potenzielle Kontingentierung von Energie. Diese vor allem für die europäischen Standorte kritische Situation führte bei der Gruppe der Produktionsrisiken zwar zu einem leichten Rückgang der Eintrittswahrscheinlichkeit, aber gleichzeitig zu einem signifikanten Anstieg der potenziellen Schadenssumme im Vergleich zum Vorjahr. Es erfolgt daher eine Hochstufung der Risikogruppe von mittel auf hoch.

Informationstechnologien bilden die Basis nahezu aller Geschäfts- und Kommunikationsprozesse bei ALTANA. Auf Ausfälle oder Störungen von IT-Systemen können weitreichende Beeinträchtigungen in allen Wertschöpfungsstufen des Konzerns folgen, die wesentliche Auswirkungen auf die Geschäftsentwicklung haben können (IT-Risiken). Hinzu kommen mögliche Risiken aus dem Verlust von Daten oder der Entwendung von Geschäftsgeheimnissen. Der reibungslosen Verfügbarkeit von IT-Anwendungen und IT-Services misst ALTANA eine hohe Bedeutung bei. Um dies zu gewährleisten, sind entsprechende Prozesse und Organisationsstrukturen etabliert. Für den Fall von wesentlichen Störungen oder Datenverlusten existieren Notfallpläne. Auch in den kommenden Jahren wird unser Fokus auf Sicherheits- und Schutzmaßnahmen liegen, die wir entsprechend dem Bedrohungsprofil weiterentwickeln. Obwohl die Eintrittswahrscheinlichkeit für diese Risikogruppe leicht anstieg, sank die potenzielle Schadenshöhe aufgrund der umgesetzten Maßnahmen, sodass die Risikogruppe von mittel auf gering herabgestuft wurde.

Die Lieferung fehlerhafter Produkte kann Personen-, Sach- oder Umweltschäden hervorrufen und damit Haftungsrisiken auslösen. Dies kann wesentliche Auswirkungen auf die Vermögenslage des Konzerns haben. Wir minimieren dieses Risiko durch eine hohe Prozessstandardisierung in der Produktion und umfassende Maßnahmen der Qualitätskontrolle. Zusätzlich führen wir laufend Analysen zur Einschätzung des Gefährdungspotenzials unserer Einsatzstoffe und unserer Produkte durch und schließen Versicherungen ab.

Die Veränderung von politischen Rahmenbedingungen kann zu Beschränkungen für den Waren- oder Devisenverkehr führen. Auch kann infolge politischer Unruhen der Zugriff auf Vermögenswerte des Konzerns in betroffenen Ländern erschwert oder sogar verhindert werden. Regulatorische Veränderungen können dazu führen, dass bestimmte Produkte oder Inhaltsstoffe nicht mehr oder nur mit starken Einschränkungen verarbeitet oder vertrieben werden dürfen. Wir analysieren stetig das politische Umfeld in den für uns wesentlichen Ländern und berücksichtigen aktuelle Entwicklungen in der Bewertung von Geschäftsbeziehungen. Direktinvestitionen nehmen wir nur in solchen Ländern vor, in denen wir von einer hohen Stabilität des politischen Umfelds ausgehen. An für uns wesentlichen Gesetzgebungsverfahren und Diskussionen zu Änderungen im regulatorischen Umfeld beteiligen wir uns aktiv und können durch diese Beteiligung frühzeitig mögliche neue Anforderungen antizipieren.

Während wir die regulatorischen Risiken im Bereich EH&S (Environment, Health & Safety) aufgrund unserer Expertise unverändert als gering einschätzen, musste die Risikogruppe im Bereich der politischen Risiken von gering auf mittel hochgestuft werden. Sowohl Eintrittswahrscheinlichkeit als auch potenzielle Schadenshöhe stiegen hier gegenüber dem Vorjahr deutlich an. Speziell die Auswirkungen der Sanktionen in Folge des Krieges gegen die Ukraine, aber auch Auswirkungen anderer handelspolitischer Auseinandersetzungen führten hier zu einem Anstieg des Risikos.

Risiken im Bereich der Logistik wurden durch die kritischere Bewertung der Verlässlichkeit der Logistikketten nunmehr als mittleres Risiko eingestuft. Sowohl die Eintrittswahrscheinlichkeit als auch die potenzielle Schadenshöhe der Risikogruppe stiegen deutlich an.

Die zwar regional und zeitlich mit unterschiedlicher Intensität verlaufende, aber weiterhin anhaltende Pandemie – und in deren Folge auftretende mögliche Beeinträchtigungen von Lieferketten und Logistikprozessen – kann den Absatz von Produkten erschweren und die Herstellkosten negativ beeinflussen. Damit besteht weiterhin das Risiko eines wirtschaftlichen Schadens durch die Coronavirus-Pandemie. Der weitere Verlauf der Pandemie kann nach wie vor Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung von ALTANA haben. Aus Verstößen gegen Gesetze (Compliance-Risiken) können Haftungsrisiken und Reputationsschäden entstehen, die eine wesentliche Auswirkung auf die Ertrags- und Vermögenslage des Konzerns haben können. Diesen Risiken wirken wir im Rahmen unseres Compliance Management-Systems entgegen, auch indem wir unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter regelmäßig über relevante gesetzliche Anforderungen informieren und schulen. Die potenzielle Schadenshöhe innerhalb der Gruppe der Compliance-Risiken wurde geringfügig erhöht, die Risikogruppe wird unverändert als mittleres Risiko klassifiziert.

Eine wichtige Basis für den langfristigen Erfolg sind kompetente und engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sollten wir zukünftig nicht in der Lage sein, geeignete Fach- und Führungskräfte zu rekrutieren und zu halten, bestehen Risiken für die erfolgreiche Umsetzung unserer Strategie (Personalrisiken). Um diesen Risiken zu begegnen, bietet ALTANA ein ansprechendes Arbeitsumfeld und ein attraktives Vergütungssystem, ergänzt um vielfältige Programme zur Altersvorsorge und Vermögensbildung. Zudem bilden wir sowohl Nachwuchskräfte als auch Fach- und Führungskräfte regelmäßig weiter.

Ordnungsmäßigkeit der Konzernrechnungslegung
Wesentliche rechnungslegungsbezogene Risiken entstehen insbesondere durch die Verarbeitung außerordentlicher und nicht routinemäßiger Sachverhalte. Hierzu gehören unter anderem die erstmalige Einbeziehung von zugekauften Unternehmen oder Unternehmensteilen sowie die Abbildung des Verkaufs von Konzernvermögen. Auch die Bilanzierung von Finanzinstrumenten birgt aufgrund der komplexen Bewertungsstruktur Risiken. Hinzu kommen Risiken aus dolosen Handlungen.

Bei ALTANA wird die Konzernrechnungslegung durch eine eigene Fachabteilung innerhalb der Konzernholding koordiniert und überwacht. Ein Kernbestandteil des Kontrollsystems beinhaltet die zentral durch diesen Bereich für alle Gesellschaften vorgegebenen Richtlinien, Prozessbeschreibungen und Terminvorgaben, die ein standardisiertes Vorgehen bei der Abschlusserstellung gewährleisten. Hinzu kommt, dass für komplexe Sachverhalte die erforderlichen Instrumente zur einheitlichen Bilanzierung zentral für alle Konzerngesellschaften vorgehalten werden. Im Rahmen der Erfassung außerordentlicher Vorgänge und komplexer Spezialthemen werden regelmäßig externe Gutachten, Beratungen und Stellungnahmen eingeholt.

Die Erstellung der Einzelabschlüsse der Konzerngesellschaften erfolgt dezentral durch die Buchhaltungen vor Ort. Die Abschlusserstellung unter Berücksichtigung der Konzernvorgaben sowie länderspezifischer Rechnungslegungsvorschriften liegt damit in der Verantwortung der einzelnen Gesellschaften.

Die zur Abschlusserstellung notwendigen Arbeitsschritte werden dabei so definiert, dass wichtige Prozesskontrollen integriert sind. Hierzu gehören Vorgaben zur Funktionstrennung und Aufteilung von Verantwortlichkeiten, zu Kontrollmechanismen und zu Zugriffsregelungen im IT-System. Die Richtigkeit und Vollständigkeit der Jahresabschlüsse wird durch die jeweilige Geschäftsführung explizit gegenüber der Konzernführung bestätigt. Wesentliche Abschlüsse werden zudem durch den jeweils zuständigen Abschlussprüfer oder Konzernabschlussprüfer einer Prüfung unterzogen.

Die lokalen Rechnungslegungsabschlüsse werden über standardisierte Formate und Prozesse in einem zentralen IT-System erfasst und konsolidiert. Auf der Ebene der Geschäftsbereiche und der Holding werden zahlreiche, sowohl manuelle als auch IT-gestützte, Kontrollmechanismen angewandt. Diese umfassen die Analyse und Plausibilitätsprüfung der gemeldeten Daten und der Konsolidierungsergebnisse, sowohl durch das Konzernrechnungswesen als auch durch den Bereich Controlling und andere Fachabteilungen. Notwendige Korrekturen von Abschlussdaten werden grundsätzlich auf Ebene der Einzelgesellschaft vorgenommen, um die Einheitlichkeit und Überleitung der Daten sicherzustellen. Für die Abschlusserstellung relevante Sachverhalte, Prozesse und Kontrollsysteme werden durch die Abschlussund Konzernabschlussprüfer geprüft. Der Wirtschaftsprüfer berichtet über die Prüfung direkt an den Aufsichtsrat und den Prüfungsausschuss. Hinzu kommen Prüfungen durch den zentralen Fachbereich Interne Revision.

Nach jedem Abschlussprozess werden die in den unterschiedlichen Bereichen erkannten Optimierungspotenziale analysiert und Anpassungen zur Verbesserung der Prozesse vorgenommen.

Chancen

Die Identifizierung und Bewertung von Chancen für die zukünftige Geschäftsentwicklung ist in die unterschiedlichen Planungs-, Analyse- und Steuerungsprozesse integriert.

Im Rahmen der strategischen Planung analysieren wir Nachfragetrends sowie Markt- und Technologieentwicklungen im Hinblick auf wertschaffende Handlungsoptionen für ALTANA. Zusätzlich befassen sich die Geschäftsbereiche laufend mit den Möglichkeiten zur Entwicklung neuer Absatzmärkte. Während der Finanzplanungsprozesse werden die Auswirkungen von Handlungsoptionen bewertet und diskutiert, um zukünftige Chancen optimal nutzen zu können. Schließlich werden mögliche Chancen für die kurzfristige Geschäftsentwicklung zusammen mit den bestehenden Risiken ausführlich auf allen Managementebenen behandelt.

Im Folgenden sind die wesentlichen Chancen beschrieben, die dazu führen können, dass ALTANA die kurz-, mittel- oder langfristigen Ziele übertrifft. Die Reihenfolge entspricht dabei der Einschätzung zu den Auswirkungen auf die Geschäftsentwicklung.

Konjunktur- und Branchenentwicklung
Sollte sich das wirtschaftliche Umfeld in den für ALTANA wichtigen etablierten und aufstrebenden Industrieregionen, insbesondere in Asien, Amerika und Europa, besser entwickeln als von uns prognostiziert, so kann dies zu unerwarteten Wachstumsimpulsen führen. In deren Folge kann sich auch die Nachfrage nach unseren Produkten und Dienstleistungen positiver entwickeln und die Prognosen übertreffen. Gleiches gilt für das Wachstum in den wichtigen Schwellenländern Asiens und Südamerikas. Sollte sich das Wachstum hier über die erwarteten Größen hinaus beschleunigen, sollten wir aufgrund unserer Marktpositionen davon profitieren können.

Neben der regionalen Ausprägung können Wachstumsimpulse auch aus einzelnen Branchen resultieren. Insbesondere eine positive Entwicklung des Automobilsektors, des Bausektors und ein Anstieg bei der Verwendung silberner und grauer Farbtöne im Konsumsektor kann zusätzliche Potenziale eröffnen.

Innovation
Die stetige Weiterentwicklung des Produkt- und Leistungsportfolios ist eine wichtige Voraussetzung, um langfristig unsere Strategie des profitablen und nachhaltigen Wachstums fortzusetzen. Sollte es ALTANA gelingen, die Innovationskraft schneller auszubauen und den Anteil an neuen Produkten mit einem hohen Nachfragepotenzial über das Zielniveau hinaus zu steigern, ergäben sich noch stärkere Wachstumsperspektiven. Weiterhin könnten Kunden schneller und in größerem Umfang als von uns erwartet innovative von uns hergestellte und vertriebene Produkte nachfragen. Das Gleiche gilt für den Eintritt in neue Märkte und das Eröffnen neuer Anwendungsfelder für unsere Produkte.

Unternehmenszukäufe und Portfoliomaßnahmen
Akquisitionen spielen für ALTANA eine zentrale Rolle für die langfristige Wertschaffung. In den letzten Jahren haben wir den Konzern über Zukäufe kontinuierlich strategisch weiterentwickeln können. Gleichzeitig haben wir das Portfolio auch um diejenigen Aktivitäten bereinigt, die sich nicht im Rahmen der strategischen Zielsetzungen entwickelten und auch langfristig keine Wertschaffung für den Konzern versprachen.

Auch in Zukunft wollen wir durch den Zukauf von Unternehmen und Aktivitäten wachsen. Dies ist eine elementare Voraussetzung, um unsere strategischen Wachstumsziele zu erreichen. Sollten sich hierbei zukünftig über den Erwartungen liegende Möglichkeiten ergeben, kann uns dies dabei unterstützen, Marktpositionen zu stärken und neue Marktsegmente zu erschließen. Dies kann sich zusätzlich positiv auf das Erreichen unserer strategischen Ziele auswirken.

Synergien
ALTANA ist ein in hohem Maße dezentral geführter Konzern, in dem in einigen Bereichen der Wertschöpfungskette und in einzelnen Managementfunktionen zentrale Einheiten die Geschäftsbereiche koordinierend unterstützen oder gemeinsam genutzte Plattformen bereitstellen. In dem Maße, wie es uns gelingt, die Vernetzung innerhalb des Konzerns stärker als geplant voranzutreiben, können sich auch weitere Potenziale zur Effizienzsteigerung ergeben.

Gesamtaussage des Vorstands zur voraussichtlichen Entwicklung des Konzerns inklusive Gesamtbild zur Risiko- und Chancenlage

Für das Jahr 2023 rechnet ALTANA mit einem verhaltenen globalen Wirtschaftswachstum, da die äußeren Einflüsse, die schon im Jahr 2022 zu einer Markteintrübung führten, weiterhin Bestand haben. In diesem Umfeld prognostizieren wir für ALTANA ein operatives Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich. Trotz der anhaltend angespannten Preissituation im Bereich der Material-, Logistik- und Energiekosten und der verbleibenden Unsicherheit bezogen auf die ausreichende Verfügbarkeit einiger Rohstoffe und Energieträger erwarten wir für 2023 eine leicht verbesserte Ergebnisprofitabilität. Die absoluten unternehmenswertbezogenen Kennzahlen werden voraussichtlich wieder oberhalb des Schwellenwerts zur Wertschaffung liegen.

Die Risiken von Belastungen aus geopolitischen Spannungen sowie einer gegenüber unseren Erwartungen verschlechterten oder sogar rezessiven Entwicklung der Weltwirtschaft oder wichtiger Kernregionen schätzen wir als existent ein. Darüber hinaus resultieren wesentliche Risiken für die kurzfristige Umsatz- und Ergebnisentwicklung aus einer höheren Preisvolatilität auf den Rohstoff- und Energiemärkten, aus kurzfristigen Schwankungen der Wechselkursrelationen und aus Wertminderungen für im Rahmen von Akquisitionen übernommene immaterielle Vermögenswerte.

Insgesamt haben wir keine Risiken festgestellt, die den Fortbestand des ALTANA Konzerns gefährden können. Den Risiken stehen Chancen gegenüber, die zu einer über den skizzierten Prognosen liegenden Umsatz- und Ergebnisentwicklung führen können.