Das frühe Lernen der deutschen Sprache hat für Migranten, die erst seit kurzem in Deutschland sind und in einer Unterkunft mit hunderten anderen Menschen leben, weit mehr positive Effekte als nur den Spracherwerb an sich. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung der Fachhochschule Dortmund. Die Wissenschaftler um Prof. Marianne Kosmann führten im Auftrag der Malteser eine Evaluationsstudie durch. Dabei stellten sie fest dass das Selbstwertgefühl der Lernenden steigt und der Mut, mit den Einheimischen in der fremden Sprache zu reden zunimmt. Außerdem werden Missverständnisse und Aggressionen zwischen den Bewohnern vermieden und das Miteinander zwischen den ethnischen, religiösen und sozialen Gruppen in einer Gemeinschaftsunterkunft gefördert.
Sprachkenntnisse beugen Missverständnissen vor
Dr. Kemal Bozay, Vertretungsprofessor des Fachbereichs Angewandte Sozialwissenschaften der FH Dortmund: „In Kontakt mit der Außenwelt, sowohl in der Unterkunft als auch ihrer Umgebung, zum Beispiel den Geschäften im Ort, gibt das Erlernen der deutschen Sprache eine gewisse Sicherheit, sich verständlich zu machen. Die Möglichkeiten, sich in der neuen, so fremden Lebenswelt zurechtzufinden, wachsen zunehmend und steigern das Selbstwertgefühl.“
Ferner zeigte sich, dass durch die gewonnenen Sprachkenntnisse Missverständnisse einfacher erkannt und verhindert werden. Zusätzlich werden durch das sprachliche Erlernen von kulturellen Codes, wie beispielsweise Höflichkeitsformen, Begrüßen, Verabschieden und anderes, Sympathien untereinander und bei den Mitarbeitenden der Unterkünfte schneller geweckt und Frustrationen und Aggressionen schneller abgebaut.
Zu einem ähnlichen Ergebnis kam auch eine interne Befragung von 152 Geflüchteten durch die Malteser. So berichteten 82 Prozent der Befragten, sie fühlten sich im Alltag sicherer. Diese Wahrnehmung bestätigen auch die Betreuer: 93 Prozent von ihnen bemerkten ein gesteigertes Selbstbewusstsein bei ihren Schützlingen.
Deutschkurs ermutigt zum Austausch
Die Deutschkurse haben eine integrative, zum Austausch anspornende Wirkung. Auch wenn die Sprachkenntnisse noch sehr schwach sind, ermutigen sie dazu, ein Gespräch mit Angehörigen anderer Kulturen zu wagen und nicht nur im eigenen Kulturkreis zu verharren. Die ersten Wörter und Sätze in Deutsch bringen den Bewohnern auch die deutsche Gesellschaft näher. Durch die vielfältigen Begegnungen mit den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern knüpfen die Geflüchteten erste Kontakte zur Außenwelt und erleben die deutsche Gesellschaft mit ihren Normen, Werten, Gebräuchen und Gewohnheiten. Solche Begegnungen schaffen auch Vertrauen, weil die Menschen, die dies ermöglichen und solche Angebote gestalten, ein besonderes Engagement beweisen und einen großen Beitrag zur Integration leisten. So fühlen sich denn auch gemäß der internen Befragung 9 von 10 Geflüchteten besser auf ein Leben in Deutschland vorbereitet.
Projekt soll Schule machen
Sebastian Schilgen, Geschäftsführer der Malteser Werke, bekräftigt: „Mit ´Deutsch von Anfang an´ holen wir die Zugewanderten schon früh ab und bereiten sie auf die sprachliche und damit umfassende gesellschaftliche Integration vor. Je früher Einheimische und Zugewanderte sich verstehen, desto besser für uns alle.“ Für die Zukunft, so Schilgen, müsse noch „mehr Wert auf die jeweiligen Voraussetzungen der Lernenden gelegt werden, da sie sich nicht nur in ethnischer Hinsicht, sondern auch bezüglich des Herkunftslandes, ihres Bildungsniveaus, des Alters und ihrer Traumatisierungs- und Fluchterfahrungen unterscheiden“.
Die Malteser betreiben im Auftrag der Länder und Kommunen 92 Unterbringungseinrichtungen, in denen sie rund
29.000 Asylbewerber betreuen. Der Spezialchemie-Konzern ALTANA hatte die Malteser mit einer Viertelmillion Euro bei der Einrichtung der Deutschkurse wie auch der wissenschaftlichen Evaluation unterstützt. Die Zusammenarbeit entstand, nachdem das Unternehmen mit der Bitte um Projektvorschläge an das Bündnis „Aktion Deutschland Hilft“ herangetreten war, deren Mitglied die Malteser sind. „Wir freuen uns über den Erfolg dieses Pilotprojektes“, so Martin Babilas, Vorstandsvorsitzender der ALTANA AG. „Die Studie zeigt einmal mehr: Sprache ist der Schlüssel für eine erfolgreiche Integration. Wir hoffen, dass dieses Beispiel deutschlandweit Schule macht.“
Das Konzept der Malteser basiert auf einem Baukastenprinzip, das vier Module unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade umfasst. Ein Unterrichtsmodul dauert 90 Minuten, Teilnehmer können sich das für sie passende Modul aussuchen. Der Ein- und Ausstieg aus dem Kurs ist jederzeit möglich.
Foto: Malteser Werke/Dirk Moll
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